16. Schönes denken
„Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.“
Zusammenfassung der Kernaussagen dieses Artikels:
Der kürzliche Tod der Selbsthilfelehrerin Louise L. Hay’s wird als Anlass genommen, die Rolle unseres Denkens für die Herstellung und Aufrechterhaltung unserer Gesundheit kurz zu beleuchten. Einige Affirmationen von Frau Hay sowie die zugehörigen Grundgedanken – unser Körper arbeitet stets an unserer optimalen Gesundheit, geistiger Friede, Selbstliebe und Vergebungsbereitschaft dienen unserer Heilung – werden als nützliche geistige Strategien im Umgang mit Krankheit und Heilung vorgestellt.
Der Talmud stellt in diesem Zitat eine Kausalkette zwischen dem eigenen Denken und dem eigenen Lebensschicksal her. Die Art unseres Denkens wird so zum Ausgangspunkt für unsere Handlungen, mit denen wir das Schicksalsnetz knüpfen, in dem wir uns schließlich verfangen und lähmen oder das uns sicher und kraftvoll trägt. Optimistisches und zuversichtliches Denken hat also prinzipiell großen Wert, sofern es nicht der Verleugnung tatsächlicher Realitäten, der bloßen Abwehr und dem Verharren in Illusionen dient (vgl. 1. Realistisch denken). Und es sind ja tatsächlich nie die Phänomene selbst, die uns zu schaffen machen, sondern stets unsere Deutungen der Dinge, also das, was wir über eine x-beliebige Situation denken mögen. Unser Denken erst macht die Dinge (und Menschen) zu dem, was sie für uns sind. Und unsere Gedanken wecken die dazugehörigen Emotionen, die wiederum unseren Körper verändern. Wie Epiktet, ein griechischer Philosoph des 1. Jhdts, schon zutreffend bemerkte: „Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern die Vorstellung von den Dingen.“ Umso wichtiger ist es, wie wir mit unseren geistigen Gaben des Denkens und der Imagination umgehen.
Es gibt Menschen, von denen wir dabei lernen können: Mit 90 Jahren ist am 30. August 2017 Frau Louise L. Hay gestorben. Frau Hay war die ungekrönte Königin der Affirmationen und eine der bekanntesten Lebenshilfe-Lehrerinnen. Affirmationen sind positive, Mut machende und inspirierende Gedanken, die uns helfen können, unser Denken auf die guten Aspekte einer Situation auszurichten und diese Aspekte innerlich zu bekräftigen.
Louise Hay war nicht nur wegen ihrer Schriften eine bewundernswerte Frau, sondern vor allem, weil es ihr gelungen ist, sich trotz schlimmster Kindheitserfahrungen ein produktives und höchst erfolgreiches Leben aufzubauen: Die kleine Louise wurde mit 1 ½ Jahren von der Mutter nach ihrer Scheidung von Louises Vater aufgrund von Armut in Pflegeheime weggegeben, mit 5 Jahren von einem Nachbarn vergewaltigt, als Kind vom gewalttätigen Stiefvater, den die Mutter schließlich geheiratet hatte, körperlich misshandelt und ab 15 Jahren sexuell missbraucht, mit 15 von einem jungen Mann geschwängert und gezwungen, ihr Baby wegzugeben. Und trotzdem schaffte sie es, 1976 einen Bestseller zu veröffentlichen, der vor allem in der spirituell-esoterischen Szene zu einem Klassiker geworden ist. Der Titel des Buches lautet „Heile Deinen Körper“. Darin hatte die knapp 50-jährige Louise Hay erstaunliche intuitive Einsichten zu den geistig-seelischen Hintergründen diverser Körpersymptome und Erkrankungen niedergeschrieben. Sie selbst äußert sich so zum Inhalt des Buchs: „[Dieses Buch] weckt in dir die Fähigkeit, zu deinem Heilungsprozess selbst beizutragen. Damit wir gesund und heil werden, müssen wir ausgeglichen werden in Körper, Seele und Geist. Wir müssen gut für unseren Körper sorgen. Wir müssen eine positive Einstellung zu uns selbst und zum Leben haben. Und wir brauchen eine starke, geistige Rückbindung. Wenn diese drei Bedingungen erfüllt sind, können wir uns des Lebens freuen.“ (Louise L. Hay) Damit war sie auch eine Pionierin der sich damals gerade erst am Forschungshorizont abzeichnenden neuen Body-Mind-Medizin.
Frau Hay selbst blieb nicht von Krankheit verschont: Mitte der 70iger Jahre erkrankte sie an Krebs. Die Ärzte empfahlen ihr eine Operation des Tumors. Sie war jedoch entschlossen, es auch ohne diese Maßnahme zu schaffen. Und es ist ihr offenbar tatsächlich gelungen, sich auch ohne diese Operation selbst zu heilen. Auf Anraten eines ganzheitlich orientierten Arztes unterzog sie sich ein halbes Jahr einer strikten Ernährungs-Diät – vor allem Rohkost. Zum andern arbeitete sie in einer Psychotherapie daran, ihre Grollgefühle aufgrund ihrer Kindheitserlebnisse zu überwinden und übte sich in Vergebung, Selbstliebe und Selbstachtung. Frau Hay sagte selbst, sie wisse nicht, was genau die Heilung bewirkt habe, doch nach sechs Monaten sei ihr Körper völlig vom Krebs befreit gewesen (vgl. Hay 1996, S. 68f). In den achtziger Jahren begleitete sie viele Aidskranke und hat vielen von ihnen mit ihren tröstlichen Gedanken und ihrem Beistand sicher sehr über ihr hartes Geschick hinweggeholfen.
Wie immer man zu Ihrem Werk und ihrer Betonung des Primats des ‚richtigen‘ Denkens stehen mag, so kann man vor Ihrer Lebensleistung nur den Hut ziehen und sich in aufrichtiger Bewunderung verbeugen. Ich möchte dies an dieser Stelle tun und Frau Hay selbst mit einigen wunderbaren Affirmationen zum Thema Körper und Heilung zu Wort kommen lassen. Natürlich ist eine Schulung in positivem Denken allein sicher nicht die Antwort auf alle Fragen von Krankheit und Gesundheit. Auch Frau Hay selbst betonte viele andere Aspekte im Hinblick auf ihre Bedeutung für unsere Gesundheit: Bewegung, Ernährung, Meditation und Entspannung, politisches Engagement und den Einfluss ökologischer Faktoren etc. (vgl. Hay 1996). Doch scheinen mir viele Ihrer Sätze von großer Schönheit und unermesslichem Wert für uns alle. Ich lese sie jedenfalls immer wieder gerne und freue mich an ihrer inspirierenden Kraft.
Frau Hay’s Grundgedanken sind einfach. Genauso wie Menschen in aller Regel am besten funktionieren, wenn ihr Umfeld glücklich, entspannt und harmonisch ist, so gilt das auch für unsere Körperzellen. Unsere Gedanken und Überzeugungen können daher dabei helfen, ein inneres angenehmes Milieu zu erschaffen, in dem unsere Zellen optimal arbeiten können. Alte Grollgefühle aufgrund unbewältigter Traumatisierungen oder anderer schlimmer Erfahrungen vergiften unser inneres Milieu und hemmen und behindern die Selbstheilung, um die der Körper stets bemüht ist. Die Bereitschaft zur Vergebung ist deshalb für unsere Gesundung ebenso wichtig und hilfreich wie die Entwicklung von Selbstliebe und -achtung.
Es macht, finde ich, großen Sinn, sich auf die folgenden Sätze einzulassen und sie zu inneren Attraktoren – also zu attraktiven Wirklichkeitsvorstellungen, die unser Leben jetzt und in unserer Zukunft charakterisieren und prägen sollen – zu machen, die wir anstreben und in unserem Leben verwirklichen können. Je mehr diese Sätze zu einer als stimmig erlebten Wahrheit für Sie werden, umso stärker sei, zumindest nach Louise Hay, auch ihre tatsächliche Wirkkraft und damit die Wahrscheinlichkeit, dass diese Gedanken auch genauso wahr werden. Denn die Wirklichkeit ist nicht einfach so da, wir stellen sie erst her.
Drei ausgewählte Affirmationen von Louise L. Hay
Probieren Sie einmal, die folgenden Sätze so zu lesen und auf sich wirken zu lassen, als ob sie wahr wären!
(Wenn Sie mich fragen, so ist das auch tatsächlich so.)
„Meine Heilung ist schon im Gange.
(Ihr Körper weiß, wie er sich selbst heilen kann. Räumen Sie alle störenden Hindernisse aus dem Weg. Lieben Sie ihren Körper. Geben Sie ihm gesunde Nahrung und reines Wasser. Achten Sie ihn. Schaffen Sie eine angenehme Atmosphäre. Lassen Sie zu., dass Heilung geschehen kann.)
Wenn ich zur Vergebung bereit bin, kann die Heilung beginnen. Ich lasse mich von der Liebe meines Herzens durchströmen, die alle Teile meines Körpers reinigt und heilt. Ich weiß, ich verdiene es, gesund zu sein.“
(Hay 1996, S. 186)
„Liebevoll achte ich auf die Botschaften meines Körpers.
(Sobald Sie auch nur das leiseste körperliche Unbehagen verspüren, sollten Sie, statt Ihr Geld der Pharmaindustrie zu schenken, sich ruhig hinsetzen, die Augen schließen, dreimal tief durchatmen und ihre innere Führung fragen: „Was möchte mir mein Körper mit diesem Symptom sagen?“ Wenn Sie stattdessen zum Arzneischrank laufen und eine Pille schlucken, sagen Sie ihrem Körper damit: „Sei gefälligst still!“ Bitte hören Sie auf ihren Körper. Er liebt sie.)
Mein Körper ist immer um optimale Gesundheit bemüht. Mein Körper strebt immer nach Wohlbefinden und Vitalität. Ich arbeite harmonisch mit ihm zusammen und werde dadurch heil.“ (Hay, 1996, S. 204f)
„Ich liebe meinen Körper.
(Ich bin so froh darüber, in meinem wunderbaren Körper leben zu dürfen. Er wurde mir für dieses Leben anvertraut, und ich bin dankbar dafür und kümmere mich liebevoll um ihn. Ich liebe jeden Zentimeter meines Körpers, innen und außen, das, was ich sehe und das, was ich nicht sehe, jedes Organ und jede Drüse, jeden Muskel und jeden Knochen, jede einzelne Zelle. Mein Körper dankt es mir durch blühende Gesundheit und vibrierende Lebendigkeit.)
Ich erzeuge in mir geistigen Frieden, und in meinem Körper bewirkt dieser Frieden vollkommene Gesundheit.
(Hay 1996, S. 194)
Mögen Ihnen diese Sätze nutzen. Einfach immer wieder mal lesen und ins Unbewusste absinken lassen, wo Ihr eigenes intuitives und kreatives Gesamtwissen ganz von alleine für die Realisierung dieser Gedanken sorgen kann.
Literatur:
Hay, Louise L (1989): Heile deinen Körper: Seelisch-geistige Gründe für körperliche Krankheit, Bielefeld: Lüchow
Hay, Louise L. (1996): Das Leben lieben. Heilende Gedanken für Körper und Seele, München: Heyne