15. Energie erhöhen (1)
„Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare.“
Zusammenfassung der Kernaussagen dieses Artikels:
Ausgehend von den Ergebnissen einer Forschungs-Expedition des Harvard Professors Herbert Benson zu tibetischen Mönchen in den Himalaja wird erläutert, wie bedeutsam es für uns Menschen und die Erhaltung unserer Gesundheit sein kann, unser Vitalitätsniveau zu erhöhen und dass wir dazu in der Lage sind. Die verheerenden Auswirkungen energetischer Erschöpfung werden kurz besprochen. Körperübungen werden als Königsweg zur Erhöhung des eigenen Energieniveaus beschrieben und zwei persönliche Favoriten des Autors vorgestellt.
Sind Sie schon einmal im Herbst oder Winter in ein Schwimmbad gestiegen, dessen Wasser kühl war? Erinnern Sie sich an das unangenehme Erschauern und Frösteln dabei, als ziehe sich alles in Ihnen zusammen? Und wie wohltuend anders es sich anfühlt, wenn man in denselben Jahreszeiten in das warme Wasser eines Thermalbeckens von vielleicht 34 Grad eintaucht, das einen wohlig einhüllt? So unterschiedlich können sich auch unsere inneren gefühlten Körper-Wirklichkeiten, unsere erlebten inneren Milieus anfühlen. Entscheidend für die Ausgestaltung dieses inneren Milieus sind nicht die Gene, sondern vor allem unsere Lebensstile. Wir haben die Macht, unser inneres Milieu zum Wohle jeder einzelnen unserer Körperzellen umzugestalten, so dass es im Laufe der Zeit genauso angenehm warm wird wie ein Bad in einer Therme.
1981 brach ein siebenköpfiges Forscherteam unter der Leitung des Harvard-Kardiologie-Professors Herbert Benson aus Amerika ins ferne Dharamsala auf (vgl. Esch 2017). Das ist ein Ort, der sich auf einem etwa 1300 Meter hoch gelegenen Plateau des indischen Himalaja befindet, an dem der jetzige Dalai Lama lebt und sich der Sitz der tibetischen Exilregierung befindet. Der Mediziner Herbert Benson hatte den Dalai-Lama schon 1979 in Harvard getroffen und ihn gebeten, einige seiner in Meditation erfahrenen Mönche untersuchen zu dürfen, von denen er Erstaunliches gehört hatte: Jene Mönche sollten in der Lage sein, durch Einsatz bestimmter rein geistiger Techniken ihre Körpertemperatur willentlich so zu erhöhen, dass sie in der Lage waren, eiskalte und nasse Leinentücher, die ihnen um die Schultern, oberen Rücken und Brustbereich gelegt wurden, zu trocknen. Damals war es nun gültiger Stand der medizinischen Wissenschaft, dass körperlich-vegetative Parameter wie der Blutdruck, die Herzfrequenz oder eben die Körpertemperatur allein der Steuerung des autonomen Nervensystems unterlägen, sie also nicht willentlich beeinflussbar seien. Verfügten die Mönche tatsächlich über die Ihnen zugeschriebenen Fähigkeiten, so hätte dies die damals im Westen geltende Lehrmeinung der behaupteten organismischen Autonomie des ‚Autonomen‘ Nervensystems selbstverständlich zu Fall gebracht.
Nachdem der Dalai-Lama schließlich seine Zustimmung zu Bensons forschem Ansinnen gegeben hatte, konnten die Experimente im Himalaya durchgeführt werden. Die Ergebnisse waren faszinierend: „Allein durch die „Kraft der Gedanken“, durch geübte Versenkung, gelang es ihnen [den Mönchen], innerhalb von rund einer Stunde die Tücher zu trocknen. Jeder Mönch, dreimal hintereinander, immer mit dem gleichen Ergebnis und ohne sichtbares Zeichen von Unterkühlung oder Erschöpfung. Die Wissenschaftler registrierten fast zehn Grad Temperaturunterschied während des gtum-mo-Rituals.“ (Das berichtet der Neurowissenschaftler, Arzt und Gesundheitsforscher Prof. Dr. Tobias Esch, der einige Jahre später die Gelegenheit hatte, selbst bei Benson zu studieren (Esch, 58 f)). Der Temperatur-Effekt sei an Fingern und Zehen schon nach wenigen Minuten nachweisbar gewesen. Man bedenke dabei, dass die Mönche diese Leistungen in durchaus kühlen Tempelräumen in den Höhenlagen des Himalaja vollbrachten! Die Erhöhung der Körpertemperatur ist selbstverständlich nicht der eigentliche Sinn des Tummo-Rituals: Es geht im Wesentlichen darum, die Kraft des inneren Feuers zu wecken, zu stärken und zu nutzen, um sich von inneren Verdunkelungen und Blockaden auf dem Weg zur Erleuchtung zu reinigen.
Die von den Mönchen praktizierte Technik lässt sich erlernen, auch wenn die von den Mönchen bewiesene Meisterschaft darin sich sicher nur durch langes und intensives Üben erreichen lässt. Beispielsweise bietet der im Westen lehrende junge tibetische Lama Tenzin Wangyal Rinpoche entsprechende Kurse zur gtum-mo bzw. Tummo-Praxis an. Da sie auch als Praxis der Selbst- und Fremdheilung gilt – die Beherrschung der vierten Stufe des Tummo soll in der Lage sein, jede (eigene) Krankheit zu überwinden – könnte sich das Erlernen und Praktizieren dieser Praxis durchaus lohnen.
Nun geht es in unserem Alltag sicher nicht darum, diese Spezialfertigkeiten zu erlernen. Ich habe die Geschichte dieser Forschungsergebnisse hier aus zwei wesentlichen Gründen nacherzählt (*1): Zum ersten zwingt uns diese Forschung zum wiederholten Mal, anzuerkennen, dass der Geist starken Einfluss auf den Körper nehmen kann. Die behauptete Autonomie des sogenannten Autonomen Nervensystems existiert nicht. Körper und Geist sind unauflöslich miteinander verbunden. Zum zweiten zeigt sie, dass wir als Menschen in der Lage sind, unser Energiesystem positiv zu beeinflussen und unsere Grenzen darin auszudehnen. Die tibetischen Mönche waren in der Lage, mithilfe der Kontrolle ihres „inneren Feuers“ ihre Körpertemperatur erheblich zu erhöhen. In unserer westlichen Zivilisation, in der wir uns fast jederzeit an gut funktionierenden Heizungsinstallationen wärmen können, kann es natürlich nicht erstrangig um den Erwerb dieser Fähigkeit gehen. Auch den Mönchen ging es – wie beschrieben – keineswegs in erster Linie um dieses Ziel, auch wenn die Beherrschung des inneren Feuers und damit der Körpertemperatur in der rauen und kalten Bergwelt des Himalaya sicher sehr nützlich ist.
Entscheidend ist, dass die Forschungsergebnisse (*2) verdeutlichen, dass wir Menschen in der Lage sind, unser Vitalitätsniveau anheben zu können – zum Wohle unserer Gesundheit. Die Mönche erreichten ihr Ziel auf geistigem Wege und mithilfe der zieldienlichen Beherrschung ihrer Atmung. Was uns Normalsterbliche von den Mönchen unterscheidet, ist, dass sie mehr Zeit und Engagement für die Entwicklung dieser Fertigkeiten eingesetzt haben und dies unter kundiger Anleitung von Meistern dieser Kunst tun konnten. Doch im Prinzip verfügen wir als Menschen über dasselbe Potential und dieselbe Grundausstattung und sind zu ähnlicher Verwirklichung in der Lage.
Ein höheres Energieniveau geht mit mehr Gesundheit einher. Unser Vitalitätsniveau ist nicht unser Schicksal, sondern wandelbar. Das sind die zentralen Annahmen dieses Texts.
Ein höheres Energieniveau geht mit mehr Gesundheit einher.
Doch natürlich bringt es auch noch andere Vorteile mit sich: Mehr Energie zu haben ist ein unschätzbarer Überlebensvorteil! Stärke und Kraft erleichtern uns den Umgang mit all den Anstrengungen und Herausforderungen unseres Lebens. Sie bringen Zuversicht, Initiativkraft und Entscheidungsfreude mit sich. Menschen mit hohem Vitalitätsniveau wirken mit ihrer strahlenden Lebendigkeit sehr anziehend für andere. Außerdem wird die eigene Wahrnehmungsfähigkeit gesteigert und ein Mehr des in uns angelegten inneren Reichtums wird erlebbar. Und wenn es Ihnen gelingt, diesen Zuwachs an Energie, Kraft und Lebendigkeit mit Mitgefühl und demütigem Verständnis für ihre eigenen Schwächen und die ihrer Mitmenschen zu koppeln, können Sie zu einem wirklich hilfreichen Wohltäter für sich und andere werden.
In Zeiten, in denen die Klagen über Burnout und Erschöpfung epidemische Ausmaße angenommen haben, sind das wichtige Einsichten. Mangel an Energie (*3) scheint ein Volksleiden geworden zu sein, zu dem sicher Umweltbelastungen, genetische und epigenetische Rahmenbedingungen und vielfältige gesellschaftliche Stressoren beitragen.
Die Auszehrung innerer Energiereserven, die so viele Menschen heutzutage beklagen, senkt unsere Arbeitsfähigkeit und kann sie zeitweilig völlig zerstören, wie das im Burnout geschieht. Unsere Arbeitswelt hat daran Anteil: Die ‚Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin‘ beklagt in ihrem Arbeitszeitreport 2016 dass abhängig Vollzeitbeschäftigte in Deutschland durchschnittlich 43,5 Wochenstunden arbeiten, also ca. 4,9 Std mehr als vertraglich vereinbart. „Bereits ab 2 Überstunden berichten Befragte deutlich häufiger von gesundheitlichen Beschwerden. Je mehr Überstunden, desto eher treten Schlafstörungen, Müdigkeit und Erschöpfung, aber auch Niedergeschlagenheit sowie Rücken- und Kreuzschmerzen auf.“ (4*) Doch nicht nur das. Die Wirkungen von Erschöpfung sind vielfältig und beziehen unser ganzes Menschsein und unser In-Beziehung-sein zu anderen Menschen und der Welt überhaupt mit ein. Erschöpfte Menschen sind gereizter und neigen schneller zur Gewalt. Erschöpfung reduziert unsere Konzentrationsfähigkeit und die Leistung unseres Kurzzeitgedächtnisses. Erschöpfung kann zur Verstärkung eines Suchtverhaltens – Alkohol, Drogen, aber auch Videospiele etc. – führen, in dem wir Entspannung zu finden hoffen. Erschöpfung lässt uns unsere Umwelt und Mitmenschen negativer wahrnehmen und führt oft in seelische Haltungen des Zynismus‘ und der Verachtung. Erschöpfung macht uns wesentlich anfälliger für Ängste und Depressionen. Schließlich vermindert Erschöpfung unsere Reaktionsschnelligkeit ganz erheblich (vgl.*5). Und natürlich macht uns Erschöpfung anfälliger für Krankheiten, schon allein deshalb, weil mit der Entleerung unserer Energiespeicher auch unser Immunsystem geschwächt wird und uns weniger Lebenskraft für die Abwehr und den Schutz vor inneren und äußeren Bedrohungen zur Verfügung steht.
Tritt zur Erschöpfung noch Einsamkeit hinzu hat man ein menschliches Szenario, in dem Krankheiten leichtes Spiel haben. Viele unserer Probleme, seien sie körperlicher, seelischer oder geistiger Art haben letztlich mit Erschöpfung und Einsamkeit zu tun.
Umso entscheidender für den Erhalt oder die Wiedergewinnung unserer Gesundheit ist daher, Mittel und Wege zu kennen und anzuwenden, die unser vitales Energieniveau erhöhen. Das ist elementar. Wenn Sie sich noch einmal in Erinnerung rufen, welche umfassenden und schlimmen Auswirkungen Erschöpfung auf so viele Ebenen unseres Daseins hat, finden Sie vielleicht die Motivation in sich, etwas gegen das Ausbrennen und den Energiemangel zu unternehmen. Und an Möglichkeiten, dies zu tun, herrscht nun wirklich kein Mangel: Über die Jahrtausende hinweg haben Menschen in allen Kulturen Übungen und Techniken entwickelt und praktiziert, die diesem Zweck dienen. Wir können dieses Ziel auf all den unterschiedlichen Ebenen erreichen, die unser Menschsein ausmachen, also auf materiellen, emotionalen, kognitiv-geistigen und spirituellen Aspekten unseres Daseins. Die Funktionen der Energieaufnahme und ihres Metabolismus‘ sind in dem hier vertretenen Denken nicht auf die Aufnahme und Nutzung von Lebensmitteln reduziert, sondern beziehen sich auf die Gesamtheit unserer Möglichkeiten, dies zu tun, sei es auf dem Wege der körperlichen Übung, der Atmung oder über die Zufuhr anderer Formen der (emotionalen, mental-geistigen, spirituellen, sozialen) Nahrung. Auf diese anderen Formen der Energiegewinnung soll in einem zweiten Text – Energie erhöhen 2 – genauer eingegangen werden.
Ebene 1: Der materielle Körper
Ich will die Diskussion der Möglichkeiten der Erhöhung des eigenen Energieniveaus in diesem Text zunächst auf der einfachsten und ganz handfesten Ebene des „grobstofflichen“ materiellen Körpers beginnen. Denn die Arbeit am konkreten Körper ist stets der Königsweg zur Erreichung des genannten Ziels. Wir müssen nicht über die geistigen Techniken tibetischer Mönche verfügen, um diesem Ziel näher zu kommen. Es genügt, einen Körper zu haben und bereit zu sein, mit ihm zu arbeiten. (In einem weiteren Mosaikstein – Energie erhöhen (2) – sollen Gedanken und Übungen beschrieben werden, die auf den oben benannten anderen Ebenen und Aspekten des Menschseins wirksam sind.) Unser Körper ist ein System, das es uns gestattet, Energie aufzunehmen, zu speichern und in innere und äußere Aktionen umzuwandeln. Der Kardiologe Deepak Chopra geht so weit, die Kompetenz der körperlichen Energiekontrolle mit der Erschaffung von materiellem Wohlstand zu verbinden: „Man kann sich den physischen Körper als ein Werkzeug vorstellen, mit dem man Energie kontrolliert: Er kann Energie erzeugen, lagern und verbrauchen. Wenn man weiß, wie man Energie wirksam erzeugt, lagert und verbraucht, kann man Wohlstand schaffen, wie man will.“ (Chopra, S. 72) Ist das motivierend für Sie?
Selbst wenn Sie daran zweifeln sollten, gilt in jedem Fall: Bewegung und Körpertraining zählen zu den wichtigsten gesundheitlichen Präventionsmaßnahmen und Breitbandheilern, wie Ihnen jeder Arzt – auch ungefragt – bestätigt. Das ist bekannt und trivial. Ein gutes Fitnessniveau ist zwar keine Garantie dafür, nicht doch krank zu werden; es reduziert allerdings unsere Krankheitsanfälligkeit deutlich. Das maßvolle Training in Fitnessstudios und andere sportliche Betätigungen, sind – in achtsamer Weise durchgeführt – hervorragend geeignet, unser Energiesystem zu stärken, zu harmonisieren und zu regenerieren. Je besser unser Körpersystem nun in der Lage ist, Energie aufzunehmen, in sich zu halten und für koordinierte Aktivitäten zur Verfügung zu stellen, desto gesünder sind wir. Je höher unser Vitalitätsniveau, je höher unsere in sich harmonischen Energieschwingungen, desto mehr inneren Boden für Wohlgefühl und Gesundheit tragen wir in uns. Und desto weniger sind die unvermeidlichen Herausforderungen des Lebens geeignet, uns aus der Bahn zu werfen. Das gilt auch im höheren Alter. Eckart von Hirschhausen, selbst Arzt, berichtet in seinem Bestseller „Wunder wirken Wunder“ von 2016 folgendes Phänomen: „In einem Altersheim wurde Krafttraining angeboten. Und ein Jahr später waren 15 Prozent nicht mehr da. Hatten die sich überanstrengt? Nein, die waren wieder nach Hause gezogen, weil sie merkten, dass sie mit ein bisschen mehr Kraft und Beweglichkeit doch noch allein klarkamen.“ (von Hirschhausen, S. 386) Und für uns alle gelte: „15 Minuten Bewegung am Tag reichen schon für einen deutlich positiven Effekt.“ Insgesamt sei es die Summe der kleinen Bewegungen über den Tag verteilt, die den (heilsamen) Unterschied mache (ebd., S. 387).
Die Heilerin Rosalyn Bruyere, die ich persönlich kennen lernen durfte, hält ihre Tätigkeit des Heilens für eine recht Kraftzehrende Angelegenheit und übt sich tatsächlich regelmäßig in Gewichtheben und Hanteltraining. Sie meint, dass das Halten und Ausstrahlen großer Energiemengen durch eine gut trainierte Muskulatur deutlich verbessert wird. Frau Bruyere ist nun nicht irgendwer: Nachdem ihre Qualitäten als Heilerin berühmt geworden waren, wurde sie in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts vom deutschen Professor Fritz-Albert Popp mit Hilfe eines Emissionsphotometers untersucht. Professor Popp hatte mit Hilfe dieses Geräts nachweisen können, dass Zellen in lebenden Organismen Licht in einem bestimmten sichtbaren Spektralbereich aussenden. Er nannte diese Lichtstrahlen der lebenden Zelle Biophotonen. Die Deutung dieses Phänomens ist zwar in der seriösen Wissenschaft umstritten. Völlig unstrittig ist jedoch inzwischen die Existenz der Lichtemissionen bei lebenden Zellen. Sie können dies ganz konkret im Alltag überprüfen und nutzen. Meine Frau hat beispielsweise ihrer Tochter schon im Kindesalter beigebracht, in Supermärkten dasjenige Obst oder Gemüse auszuwählen, von dem sie den Eindruck hat, dass es am hellsten leuchtet. Denn aus dessen biophotonischer Ausstrahlung lässt sich ableiten, wie gesund das Stück Obst oder Gemüse ist und wie sehr es damit auch unserer Gesundheit und Gesundung dient.
Popp untersuchte nun Frau Bruyere im Hinblick auf ihre biophotonische Ausstrahlung. Es zeigte sich unter anderem, dass sie während des Heilens eine sehr viel höhere Biophotonenzahl aussendet als bei ihr selbst im Alltag bzw. bei anderen Menschen gemessen wurde. Sie ist offenkundig in der Lage, die Aussendung dieser Strahlung auf geistigem Wege zu steuern, um so Selbstheilungsprozesse in ihren Patienten anzustoßen.
Wie können wir nun unseren Körper nutzen, um unser Energieniveau zu steigern, dieses höhere Energieniveau in uns zu stabilisieren und im inneren Gleichgewicht zu halten? Es gibt sehr viele ganz spezifische und Jahrtausende alte Übungstechniken, deren Wirksamkeit erprobt ist und die neben der Erhöhung unseres Energielevels auch sehr viel zur besseren Integration von Körper, Seele und Geist beitragen können (Yoga, Qi-Gong, Tai Chi, die vielfältigen Kampfkünste etc.). Viele dieser Techniken beziehen den Atem mit ein, weil der Atem natürlich ein elementarer und unverzichtbarer Energiespender ist. Auch bei der erwähnten Tummo-Praxis ist die Atembeherrschung ein unverzichtbarer Bestandteil. Bewusst eingesetzte Atemtechniken sind ausgezeichnete Mittel, sich vitaler zu fühlen und es auch zu sein.
Meine beiden persönlichen Favoriten auf der Körperebene
Ich möchte Ihnen nun meine beiden körperlichen Lieblingstechniken zum Ziele der Energieerhöhung vorstellen. In beiden Techniken werden Atem und Bewegungen so miteinander verknüpft, dass schnell ein großer innerer Vitalisierungsprozess erzielt wird. Sie beziehen den ganzen Körper mit ein und kommen ohne weitere Hilfsmittel aus, so dass Ihr Einsatz in der Regel jederzeit möglich ist.
Der erste meiner persönlichen Übungsfavoriten entstammt den uralten tibetischen Weisheitslehren und nennt sich Tsa Lung. ‚Tsa‘ ist tibetisch und bezieht sich auf im Körper angenommene Energiekanäle und ähnelt als Konzept den aus der Akupunktur bekannten Energiebahnen der Meridiane. ‚Lung‘ bezeichnet im Tibetischen die Vitalenergie. Ähnlich ist die Bedeutung des bekannteren Sanskritwortes ‚Prana‘ bzw. des in der klassischen chinesischen Medizin so benannten ‚Chi‘.
Ich habe Tsa Lung bei dem bereits erwähnten im Westen lehrenden tibetischen Lama Tenzin Wangyal Rinpoche erlernt. Tsa Lung umfasst fünf einzelne Übungen, die jeweils ein bis dreimal wiederholt werden. Wenn Sie die fünf Bewegungen des Tsa Lung erproben wollen, können sie dem Lama selbst bei der Durchführung der Übungen zuschauen. Im ersten You-Tube-Video präsentiert er die ersten beiden Übungen; im zweiten Video demonstriert der Lama die weiteren drei Übungen.
Wenn Sie tiefere Erläuterungen zu diesen Techniken haben wollen, was ich sehr empfehle, finden Sie diese in Tenzins Buch zu den heilenden Kräften des Buddhismus, in denen er die uralte tibetische schamanische Energie-und Elementenlehre seiner Bön-Tradition und die Tsa Lung Übungen ausführlich erläutert. Es handelt sich natürlich um eine starke Vereinfachung, wenn ich diese Methode hier als Methode der Energieerhöhung und Verbesserung des inneren Gleichgewichts beschreibe. Die Methode hat eine enorme spirituelle Tiefe und Differenziertheit, doch mag meine Darstellung für den Hausgebrauch und die genannten Ziele zunächst genügen.
Mein zweiter Favorit ist die im Westen als „Fünf Tibeter“ bekannt gewordene Übungsfolge. Diese Übungen wurden von Peter Kelder in den achtziger Jahren popularisiert. Wenn auch der Name irreführend sein mag – die ‚5 Tibeter‘ scheinen in Tibet selbst völlig unbekannt zu sein – so halte ich diese Übungsfolge doch für eine ausgezeichnete Methode für das in der Überschrift dieses Texts genannte Ziel. Hier finden Sie eine Einführung und hier ein YouTube-Video mit zusätzlichen Aufwärmübungen.
Wenn ich genügend Zeit zur Verfügung habe, führe ich beide Übungsfolgen hintereinander aus, zunächst die ‚5 Tibeter‘ je 21 Mal, dann die ‚Tsa Lung‘ – Übungen je dreimal,. Dafür benötige ich inzwischen etwa 35 bis 40 Minuten. Als ich mit diesen Übungen angefangen habe, dauerte das noch um einiges länger. Es hat sich für mich als sehr gut erwiesen, diese Übungen durch eine anschließende Stille Meditation zu ergänzen. Der Grund dafür ist, dass beide Methoden mächtige Instrumente sind, die sehr viel innere Energie wachrufen oder gestaute Energie wieder in Bewegung bringen können. All diese Energie will neu in mein System integriert sein, das sich so allmählich wandelt und mehr und mehr Energie halten kann. Dieser Wandel des organismischen Containers meiner Lebenskraft – nichts anderes ist mein Körper – hin zu größerer Haltekapazität vollzieht sich ganz von alleine in der anschließenden stillen Meditation! Es ist ein wenig wie bei dem Gewässer eines durch die Energie des Windes oder eines Sturms aufgewühlten und dadurch zunächst trüben Sees; lässt man ihm Zeit und beruhigen sich Wind und Wetter, dann wird das Wasser ganz von alleine wieder klar. Nur dass auch die das Wasser bergenden und eingrenzenden Ufer des Sees sich mit erweitert haben. Das regelmäßige Üben verschiebt allmählich die Grenzen der Haltefunktion unseres Körpercontainers, die sich mehr und mehr ausdehnen.
Das sind meine ganz persönlichen Favoriten im Hinblick auf körperliche Übungen in diesem Kontext. Falls Sie diese Übungen erlernen und erproben wollen, bitte ich Sie, dies am besten bei einem guten Lehrer zu tun. Sie können auch die angegebenen Videos nutzen, allerdings bitte ich Sie dann darauf zu achten, sich beim Üben nicht zu übernehmen. Es sind wirklich kraftvolle Techniken. Experimentieren Sie damit, welche Häufigkeit des Übens für sie genau die richtige ist. Mir war es als Anfänger genug, etwa die ‚5 Tibeter‘ nur einmal in der Woche auszuführen, weil ich schnell ihre intensive Wirkung spürte und Zeit brauchte, diese zu integrieren.
Diese Übungen müssen nicht zu Ihnen passen. Vielleicht fühlen sie sich im Fitnessstudio oder in Zumbakursen oder beim Tanzen oder in der Gymnastikgruppe oder ähnlichem wohler. Vielleicht machen sie lieber den ‚Sonnengruß‘ aus dem Yoga oder Krafttraining oder haben bereits ihre ganz eigene Form der Körperertüchtigung. Vielleicht stehen Sie auf Aqua-Gymnastik oder haben Spaß an Qi Gong. Das ist alles völlig in Ordnung. Entscheidend ist nur, etwas zu finden, was sie praktizieren können, das zu Ihnen passt! Suchen Sie sich aus dem wirklich reichen Fundus körperlicher Exerzitien, den die Menschheit inzwischen angehäuft und in Jahrtausenden erprobt hat, eine bewährte Übung oder Übungsfolge aus, die Ihnen Spaß macht und die den Zweck der Energieerhöhung am besten für Sie erfüllt. Bedenken Sie, dass wir nur das tun und beibehalten und zur Routine werden lassen, was uns Spaß bringt!
Wenn Sie eine solche Übung gefunden haben, dann nutzen Sie sie. Am besten mäßig aber regelmäßig. Wie immer gilt natürlich auch hier, dass Übung den Meister macht.
Im Laufe der Zeit und insbesondere dann, wenn Sie ihre Körperübungen mit Meditation ergänzen, werden Sie zunehmend die Erfahrung machen, dass sich ihr inneres Milieu heimelig warm anfühlen wird. Gerade so, als badeten ihre inneren Organe und alle ihre Körperzellen in sanftem, warmem und weichen Wasser.
Anmerkungen:
*0 Das Bild, das diesen Mosaikstein auf der Startseite illustriert, zeigt eine Installation des tschechischen Künstlers David Cerny. Diese Installation habe ich zum ersten Mal auf der NordArt 2016 gesehen und fotografiert. (Auch alle anderen Fotos auf der Startseite wurden übrigens von mir gemacht, um Copyright-Streitigkeiten so von vorn herein zu vermeiden.)
*1 Der Neurowissenschaftler, Arzt und Gesundheitswissenschaftler Professor Dr. Tobias Esch, der selbst einige Zeit am Mind/Body Institut in Harvard arbeitete, schildert die Ereignisse ausführlich in seinem Buch über den „Selbstheilungscode“ (Esch 2017)
*2 1982 berichtete die New York Times über die Ergebnisse der Forschungsexpedition in den Himalaja. Und Herbert Benson, der durch seine experimentell erhobenen Belege inspiriert und gestärkt gewesen sein muss, gründete noch im selben Jahr an der altehrwürdigen Eliteuniversität Harvard das „Mind/Body Medical Institute“, das sich der Erforschung der Möglichkeiten der als unauflöslich gegebenen Verbindung zwischen Geist/Psyche und Körper in der Medizin widmen sollte. Das Institut existiert immer noch – heute unter dem Namen „Benson Henry Institute for Mind Body Medicine“ – und ist von unschätzbarer Bedeutung für die Förderung dieser Forschungsrichtung und ihre Anerkennung in wissenschaftlichen Kreisen.
2001 wurden einige ähnliche Experimente in einem Labor in Frankreich durchgeführt – wieder unter Mitwirkung von Mönchen. Erneut fand sich Faszinierendes: Diese Mönche waren beispielsweise in der Lage, ihren Sauerstoffverbrauch willkürlich um über 60 Prozent zu senken.
*3 Ich möchte vermeiden, in eine Diskussion zu kommen, was nun genau mit Energie gemeint ist und verwende daher zunächst einmal die schlichte physikalische Definition. In die Physik ist ‚Energie‘ einfach definiert als die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten.
*4 aus: BGW Mitteilungen 01 / 2017, S. 5
*5 Siehe dazu diesen Internetaufsatz.
Literatur:
Benson, Herbert (1997): Heilung durch Glauben, München: Heyne
Bruyere, Rosalyn (1998): Das Geheimnis der Chakras. Unsere Energie – und Lichtzentren, München: Heyne
Chopra, Deepak (1998): Die sieben geistigen Gesetze des Erfolgs, München: Heyne
Esch, Tobias (2017): Der Selbstheilungscode. Die Neurobiologie von Gesundheit und Zufriedenheit, Weinheim Basel: Beltz
Kelder, Peter (1989): Die Fünf Tibeter. ISBN 3502250359
Tenzin Wangyal Rinpoche (2004): Die heilende Kraft des Buddhismus, Kreuzlingen/München: Heinrich Hugendubel
von Hirschhausen, Eckart (2016): Wunder wirken Wunder. Wie Medizin und Magie uns heilen, Reinbek: Rowohlt